Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt, hat meine Sophie trotz aller Vorsicht ein paar Wunden erlitten. Weil der TPE-Kleber teuer und schwer zu handhaben ist, habe ich mir im Baumarkt eine Heißluftpistole gekauft. Eine Billige für 25€ schien mir ausreichend, denn da ist bei nem Fehlschlag nicht viel Geld weg und heiße Luft macht sie auch.
Nun zur OP-Vorbereitung: Ich hab die Gute mal auf den vorher geputzten Tisch gelegt und alle Wunden und einen kleinen Bereich drumherum mit feuchtem Waschlappen (Seifenwasser) geputzt.
Der Kochtopfdeckel und der Teller wurden als Hitzeschilde verwendet (heile Stellen sollten nicht angeschmolzen werden) und zum Plattdrücken der Schweißnähte nahm ich einen simplen Teelöffel.
Zum Vorgehen selbst:
Schäden an den Gelenken (beide Knie und beide Ellenbogen): Im angewinkelten Zustand wird die heiße Luft auf die beschädigte Stelle geblasen und sobald das TPE zu schmelzen beginnt, wird dann das Gelenk durchgestreckt und mit dem Löffel die Naht plattgedrückt. Mit dem Durchstrecken des Gelenks wird zum einen die Spannung vom Material genommen und zum anderen gibt es schon eine gewisse Anpressung der Schmelzkanten. Hier sollte man noch mit den Händen nachhelfen, damit es auch großflächig zusammen"klebt".
Wer das nachahmt, sollte sich darauf gefasst machen, dass die Wunde am angewinkelten Gelenk unter Einwirkung der heißen Luft aufklafft und man das Skelett zu sehen bekommt. Keine Panik! Ist mir auch passiert, aber jetzt is nix mehr zu sehen.
Die Naht muss natürlich oberflächlich jetzt noch nicht schön sein, falls doch ist hier schon alles gut. Ist aber die Naht jetzt optisch noch nicht der Hit, dann nochmal mit der Heißluft ran (Gelenk nicht wieder anwinkeln!) und mit dem Löffel plattdrücken.
Noch eine kleine nmerkung zum Kochtopfdeckel aus Metall als Hitzeschild: Heißluft erwärmt das Metall und wenn das Metall warm genug ist, kann man damit schön TPE schneiden. Das macht aber nur sehr selten Sinn, also muss man hier gut darauf achten, dass man mit warmem Metall nur die Stellen berührt, die man auch berühren will. Ansonsten hat man eine Wunde mehr zu versorgen! - Ja das ist mir passiert.
Besser geeignet ist da etwas nicht-metallisches wie Glas oder ein Teller, aber auch hier ist bei warmem TPE Vorsicht angesagt.
Weil man das Ganze zügig durchführen sollte, gibt es keine Bilder der einzelnen Arbeitsschritte und ich hoffe die Beschreibung ist halbwegs verständlich. Nun ein paar Vorher-Nachher-Bilder:
02 - rechter Ellenbogen VORHER.JPG03 - rechter Ellenbogen NACHHER.JPG 04 - rechte Schulter VORHER.JPG05 - rechte Schulter NACHHER.JPG
10 - linker Ellenbogen VORHER.JPG11 - linker Ellenbogen NACHHER.JPG 06 - linkes Knie VORHER.JPG07 - linkes Knie NACHHER.JPG
08 - rechtes Knie VORHER.JPG09 - rechtes Knie NACHHER.JPG
Auch an der Hand hatte sie eine kleine Wunde. Hier muss man selber Gelenk spielen und mit einer Hand für Spannung sorgen und dann den griffbereiten Löffel zum plätten nehmen.
14 - rechte Hand VORHER.JPG15 - rechte Hand NACHHER.JPG
Und nun zur wahrscheinlich anspuchsvollsten Wunde, die bei jedem vorkommen kann: Der Hintereingang.
Warum die anspruchsvollste Wunde: Das Material ist unter Spannung sobald die Beine auch nur ein bisschen gespreizt werden und da ist noch die Sache mit der Öffnung, die da ja auch bleiben soll - nicht dass die gute noch Magenprobleme bekommt.
Ob dieser Schaden jetzt vom Liebesspiel oder nur vom Spreizen der Beine kommt, weiß ich nicht und ist hier auch nicht näher von Belang. Fakt ist, dass die Wunde da ist und kacke aussieht.
Deswegen die Bearbeitung angefangen mit anschmelzen bei leicht gespreizten Beinen und dann schön die Beine eng zusammen. Jetzt sollte man sich die Öffnung ankucken und evtl ein bisschen nachbearbeiten, denn auch die hat ja heiße Luft abbekommen und da ist TPE nunmal formbar und verliert zum Teil die ursprüngliche Form. Ich musste das nochmal wiederholen, da das Anschmelzen wohl zu kurz war und die Wunde sich nicht wirklich schloss. Dann nochmal oberflächlich mit Heißluft drauf und mit dem Stiel vom Löffel die Po-Ritze nachgeschönt. Wieder Vorher-Nachher-Bilder:
Da der Bereich hier sehr schnell und oft wieder unter Spannung stehen wird (auch ohne anal) wird das wohl nicht für die Ewigkeit bzw. ein ganzes Puppenleben reichen. In nem anderen Beitrag wurde (soweit ich mich erinnere) davon gesprochen, hier mit Älg-Knete zu arbeiten und damit zusätzliches Material anzubringen. Wie das mit Heißluft umzusetzen ist, hab ich mir noch nicht überlegt, aber die ersten Versuche einen Hohlraum mit TPE zu verschließen, sodass das Ganze stabil ist, waren bei mir allesamt Fehlschläge.
Und noch meine Lieblingsanmerkung: Ich bin weder Fotograf, noch Chemiker, noch TPE-Experte, noch handwerklich begabt, noch habe ich einen rießigen und vollständigen Werkzeugkoffer, noch biete ich solche Reperaturen als Service an. Ich bin Theoretiker und will hier nur aufzeigen, was selbstgemacht werden kann. Das soll mein helfender Beitrag zu diesem Forum sein, aus dem ich selbst schon so vieles gelesen und gelernt habe.
Und dass die Optik der Reperaturen nicht perfekt ist, seh ich selbst und es macht mir nichts aus. Wie immer gilt hier auch, dass nur der Besitzer der Puppe zufrieden sein muss und das bin in dem Fall ich. Für jemand anders mach ich das nicht.
Nachdem das Thema jeden betreffen kann und jeder diese Anleitung hernehmen kann und bei dem Versuch, die Doll zu retten, einen schwerwiegenden Fehler machen kann, versuche ich mal, mich selbst abzusichern:
Nachahmung auf eigene Gefahr!
Und wenn jemand es jetzt nachahmt, so ist er selbst für das Ergebnis verantwortlich. Ich übernehme keine Verantwortung für die Fehler anderer, noch schmücke ich mich mit fremden Lorbeeren!
Wo wir gerade bei dem Thema Lorbeeren sind: Auf die Idee mit der Heißluft kam ich durch einen ähnlichen Beitrag von berny https://www.gummipuppen.de/forum/threads/…ull=1#post59968.
Ich werde die "reparierten" Stellen mal beobachten und versuchen hier einen Langzeittest zu dokumentieren. Mal sehen, wie lange das Ganze hält.