Burnout, Liebespuppen, Gott und der ganze Rest
Angeregt durch PJs Kurzgeschichte habe ich mal sinniert, was die Ursachen sind, die Menschen in einen Burnout führen.
Einiges davon haben wir schon in anderen Threads besprochen.
Hier geht es mir um den "ideologischen Überbau".
Auch wenn dabei Bibelstellen zitiert werden, bitte ich die Atheisten unter uns, dennoch gedankenoffen weiter zu lesen.
"Burnout ist eine Modekrankheit."
Diese Aussage wird häufig abschätzig von Menschen gemacht, die selber (noch) keinen Burnout erfahren haben – an sich oder Nahestehenden.
Mit dem Wort „Mode“ wird unterschwellig unterstellt, dass es sich gar nicht um eine echte Erkrankung handelt, sondern die Betroffenen einfach „mit der Mode gehen“ wollen und sich eine „Krankheit“ zulegen, um sich interessant zu machen oder eine Ausrede dafür zu haben, sich auf die faule Haut legen zu können.
Im Gegensatz zu den Toughen, Gesunden, die ihre Frau und ihren Mann stehen und keine Zeit für solche Spirenzchen haben.
„Mode“ bedeutet aber auch, das etwas in einer bestimmten Zeit vermehrt auftritt.
Und an dieser Stelle kann man sich fragen, warum in den letzten Jahren so viele Menschen – ob tatsächlich oder eingebildet, lassen wir mal dahingestellt – Symptome an sich entdecken, die mit dem Wort „Burnout“ umschrieben werden – während diese Symptome vor 50, 100 oder 200 Jahren nicht in einer solchen Häufigkeit festzustellen waren.
Die Symptome an sich (siehe u.a. hier: https://www.palverlag.de/Burnout.html ) sind nichts Besonderes.
Besonders ist die Ursache, die sie hervorruft, und die lässt sich zusammenfassen darin, dass jemand erkennt, dass er die von sich selbst geforderten Leistungen nicht mehr erbringen kann.
Eigentlich ebenfalls nichts Besonderes, geht es doch z.B. jedem Spitzensportler irgendwann mal so oder faktisch jedem Menschen, allein aufgrund des Alterungsprozesses.
Die natürliche und gesunde Reaktion auf diese Erkenntnis wäre, die eigenen Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit herunterzuschrauben auf ein angemessenes Niveau.
Dies gelingt aber nicht.
Im Gegenteil, statt dessen werden immer stärkere Anstrengungen (bis hin zu chemischen Mitteln, also Pillen und Drogen) unternommen, um die eigenen Ansprüche an sich selber zu erfüllen – auch wenn diese Ansprüche manchmal scheinbar von außen herangetragen werden, wie es bei sozialen Berufen (Lehren, Sozialpädagogen, Erziehern, Krankenschwestern usw.) der Fall zu sein scheint.
Denn in Wirklichkeit kommen die Ansprüche nicht von außen, sondern das Bild, das man von sich selber gemacht hat, nämlich das einer sozialen, liebevollen, mitfühlenden oder auch erfolgreichen, durchsetzungsfähigen oder auch krativ-künstlerischen Person erzwingt zu dessen Aufrechterhaltung, SÄMTLICHE von außen herangetragenen Aufgaben erfüllen zu wollen – in einer verqueren Logik, dass, wenn man sie nicht zu erfüllen in der Lage wäre, sie einem ja auch nicht übertragen worden wären.
Also erfüllt man diese Aufgaben mit noch mehr Engagement und unbezahlten Überstunden, was in logischer Konsequenz dazu führt, noch mehr Aufgaben zugeteilt zu bekommen, die man dann wegen oben beschriebener Logik ebenfalls erfüllen zu müssen glaubt.
Woher nun kommt diese Konditionierung, stets alles in seinen Kräften Stehende geben zu müssen?
Manch einer mag sich jetzt an das Gleichnis mit den anvertrauten Talenten erinnern:
Von den anvertrauten Talenten
Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an;
Dem einen gab er fünf Talente Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.
Sogleich ging der hin, der fünf Talente empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu.
Ebenso gewann der, der zwei Talente empfangen hatte, zwei weitere dazu.
Der aber eines empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen.
Da trat herzu, der fünf Talente empfangen hatte, und legte weitere fünf Talente dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Talente anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Talente gewonnen.
Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
Da trat auch herzu, der zwei Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Talente anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen.
Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
Da trat auch herzu, der ein Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast;
und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.
Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.
Darum nehmt ihm das Talent ab und gebt es dem, der zehn Talente hat.
Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.
Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
Klare Sache.
So funktioniert die Wirtschaft.
Wer hat, bekommt noch mehr, und wer wenig hat, der muss zahlen.
Selbst Kinder werden in dieser Form indoktriniert:
http://www.derkindergottesdienst.de/geschichten/40…autetalente.htm
Zitat:
„Ich kann doch nichts!“, dachte sich Sabine.
In der Kinderstunde hatte sie gehört, dass sie etwas für Gott tun kann.
Aber sie konnte sich nicht vorstellen, was das sein könnte.
„Ich kann doch nichts. Ich bin nicht so gut. Gott kann mich sicher nicht gebrauchen“, überlegte sie.
Aber das stimmt nicht.
Jeder kann etwas für Gott tun.
Denn Gott hat jeden Gaben gegeben.
Jeder von euch kann irgendetwas gut.
Gebrauche diese Gaben, die du hast, für Gott.
Jesus erzählte eine Geschichte über 3 Männer.
Sie arbeiteten für einen reichen Mann.
Dieser reiche Mann hatte viel Geld.
„Kommt bitte zu mir, ich muss euch etwas Wichtiges sagen!“, ließ der reiche Mann seine Knechte holen.
Sofort ließen sie alles stehen und liegen und gingen zu ihm.
„Was das wohl Wichtiges war?“, überlegten sie es.
Als sie alle 3 vor ihm standen, erfuhren sie es.
„Ich werde einige Zeit verreisen“, erklärte der Mann. „Ich gehe ins Ausland und komme erst in einigen Monaten wieder.“
Die Knechte hörten gespannt zu.
„Ihr wisst, dass ich viel Geld habe“, fuhr der reiche Mann fort. „Ihr seid gute Arbeiter und ich vertraue euch. Ich gebe euch mein Geld. Geht verantwortlich damit um und passt darauf auf, bis ich wiederkomme.“
Die Knechte staunten.
Der reiche Mann schien ihnen wirklich zu vertrauen.
Sie waren stolz darauf.
Aber gleichzeitig wussten sie, dass sie sich jetzt wirklich gut um das Geld kümmern mussten.
Der reiche Mann stand auf und ging auf den ersten Knecht zu.
„Hier sind 5 Zentner Silber“, sagte er und gab seinem Knecht einige Säcke mit Geld.
Dann ging er zum zweiten Knecht.
„Dir gebe ich 2 Zentner Silber, geh treu damit um.“
Dem dritten Knecht gab er nur wenige Säcke mit Geld.
„Dir gebe ich einen Zentner Silber. Ich gehe bald für einige Zeit fort. Wenn ich wiederkomme, dann möchte ich sehen, was ihr mit dem Geld gemacht habt.“
Dann ließ er seine Knechte gehen.
Bald packte er seine Koffer und verreiste.
Jeder der 3 Knechte hatte die Säcke mit dem Geld mitgenommen.
Es war unterschiedlich viel darin, aber jeder hatte etwas bekommen.
Das erinnert mich daran, wie Gott uns Gaben und Stärken gegeben hat.
Vielleicht kann jemand anderes etwas besser als du.
Aber du hast auch Gaben.
Du kannst auch Dinge richtig gut.
In der Bibel steht sogar, dass jeder, der Gottes Kind ist, von Gott eine besondere Gabe bekommen hat.
Vielleicht kannst du gut singen, oder du bist sehr stark.
Vielleicht kannst du gut malen oder bist gut in der Schule im Rechnen.
Oder dir fällt es leicht, anderen eine Freude zu machen oder andere zu ermutigen.
Auch das ist eine Gabe. Jeder von uns kann irgendetwas besonders gut. Aber jeder ist anders.
Die Männer haben unterschiedlich viel Geld bekommen.
5, 2 und 1 Zentner Silber.
Ein Zentner Silber war viel Geld.
Die Arbeiter mussten dafür über 10 Jahre arbeiten, um so viel zu verdienen.
„Was tue ich jetzt mit dem Geld?“, fragte sich der Knecht, der die 5 Zentner bekommen hatte.
Er überlegte etwas und dann begann er, mit dem Geld zu handeln.
Er kaufte Dinge und verkaufte anderes.
So gewann er mit der Zeit immer mehr Geld dazu.
Auch der Knecht mit den 2 Zentnern Silber begann zu handeln und konnte Geld dazu gewinnen.
Der Knecht, der nur einen Zentner Silber bekommt hatte, überlegte auch.
„Wenn ich mit dem Geld handle, dann verliere ich vielleicht Geld. Dass kann ich nicht machen. Der reiche Mann ist sehr streng. Besser ist es, wenn ich das Geld gut verstecke, dann kann nichts passieren.“
Heimlich schlich er nachts in seinen Garten.
Er schaute sich gut um.
Niemand sah ihn.
Und so grub er schnell ein Loch und vergrub das Geld.
So konnte nichts damit passieren.
Er war erleichtert.
Du hast Gaben von Gott bekommen.
Es gibt Dinge, die du gut tun kannst.
Aber was machst du damit?
Gott sagt, wir sollen mit unseren Gaben etwas für ihn tun.
Es gibt so vieles, was du für Gott tun kannst.
Wenn du Musik machen kannst, dann tue es für Gott.
Singe Gott Lieder.
Wenn du gut anderen eine Freude machen kannst, dann tue das.
Gott freut sich darüber.
Du brauchst keine Angst zu haben, dass du nicht gut genug bist.
Gott hat dir die Gaben gegeben und er wird dir auch helfen.
Viele Monate später kam der reiche Mann zurück.
Er ließ seine Knechte rufen und schnell kamen sie zu ihm.
„So, jetzt bin ich wieder zurück“, erklärte der reiche Mann. „Jetzt will ich sehen, was ihr mit meinem Geld gemacht habt.“
Der, der die 5 Zentner Silber bekommen hatte, trat vor.
Er legte einige Säcke mit Geld auf den Tisch.
„Hier sind die 5 Zentner Silber, die du mir gegeben hast“, erklärte er. „Ich habe damit gehandelt und hier sind 5 weitere Zentner Silber, die ich damit gewonnen habe.“
Der reiche Mann staunte:
„Du bist ein guter und treuer Knecht. Du bist gut mit dem umgegangen, was ich dir gegeben habe. Ich werde dir noch mehr Verantwortung geben, denn ich weiß, dir kann ich vertrauen. Ich freue mich über dich!“
Der Knecht war stolz und freute sich.
Er hatte gut mit dem Geld des reichen Mannes gehandelt.
Jetzt ging der Knecht nach vorne, der die 2 Zentner Silber bekommen hatte.
„Hier sind deine 2 Zentner Silber“, sagte er und gab sie dem reichen Mann zurück. „Ich habe damit gehandelt und noch 2 Zentner dazu gewonnen.“
„Du bist ein guter und treuer Knecht“, sagte der reiche Mann auch zu ihm.
Er hatte nicht so viel dazu gewonnen wie der erste Knecht.
Aber er hatte aus dem, was er bekommen hatte, das Beste gemacht.
„Ich freue mich über dich!“, lobte ihn der reiche Mann. „Ich werde dir noch mehr Verantwortung geben.“
Gott freut sich genauso über uns, wenn wir mit unseren Gaben etwas für ihn tun.
Du musst nicht dasselbe tun, wie andere.
Jeder hat andere Gaben.
Tue mit deinen Gaben treu etwas für Gott, dann freut sich Gott über dich.
Jetzt stand der dritte Knecht vor seinem Herrn.
Er reichte ihm den Sack mit dem einen Zentner Silber.
„Hier ist dein Geld“, sagte er. „Ich wusste, dass du ein strenger Mann bist. Deshalb hatte ich Angst vor dir. Ich vergrub dein Geld in der Erde und jetzt habe ich ihn wieder raus geholt. Es ist alles noch da. Hier ist es.“
Der reiche Mann nahm sein Geld entgegen.
Aber er war enttäuscht von dem Knecht.
„Ich habe dir viel Geld gegeben. Warum hast du nichts damit gemacht, wie die anderen? Du hättest es ja auch zur Bank bringen können. Dann hätte ich wenigstens Zinsen bekommen.“
Gott hat dir Gaben gegeben.
Der dritte Knecht hatte Angst, dass er etwas von dem Geld verliert.
Aber du brauchst keine Angst haben.
Gott kennt dich gut und er weiß, was du kannst und was nicht so gut.
Überlege mal, was du gut kannst und tu dann das für Gott.
Gott wird dir dabei helfen.
Der Knecht hatte nichts mit dem Geld seines Herrn getan.
Er hatte es nur vergraben.
„Nehmt ihm den Zentner Silber ab“, befahl der Herr. „Der, der die 5 Zentner hatte und die 5 dazu gewonnen hat, der soll das Geld auch noch bekommen.“
Dann schickte er den Knecht weg.
Die anderen beiden Knechte, die mit dem Geld gehandelt hatten, konnten stolz sein.
Ihr Herr freute sich über sie und lobte sie sehr.“
Zitat Ende.
Eine schöne Geschichte von Fleiß und Treue.
Wer das Kapital seines Herrn vermehrt, wird belohnt, und zwar mit demselben Lohn!
Welch tiefe Gerechtigkeit!
Gut, niemand berichtet davon, wie es einem Knecht ergangen wäre, der das Geld seines Herrn verzockt hätte und bei dessen Rückkehr mit leeren Händen dastände.
Es ist auch keine Rede mehr vom Heulen und Zähneklappern.
Na ja, ist ja auch eine Predigt für Kinder, da sollte die Mahnung, die „von Gott gegebenen Talente“ nicht zu verschwenden, sondern sie ordentlich zu vermehren (zur Sicherung des Industriestandortes Deutschland) reichen.
Wer jetzt meint, das sei nur religiöses Gerede und habe keine Auswirkungen auf unsere Gesellschaftsrealität, lese noch einmal diesen Satz:
"Überlege mal, was du gut kannst und tu dann das für Gott.
Gott wird dir dabei helfen."
Ersetzen wir "Gott" durch "Kapital" oder "Karriere/Unternehmen", haben wir die "Moral" unseres Bildungssystems und der Arbeitsagenturen.
Aber weiter:
In seiner perfiden Naivität bedeutet dieser Satz im Umkehrschluss, dass, wenn man mit seinem Tun scheitert, man sich nicht genügend angestrengt hat, die in einem liegenden Talente maximal zu nutzen.
Diese "Moral" reicht aus, eine ganze Generation zu Selbstoptimierern zu machen, welche das Maximum aus sich und ihren Fähigkeiten glauben herausholen zu müssen, was die eigenen Kinder einschließt, die deshalb auch mit Drogen und Pillen zum Abitur gepuscht werden müssen - was den Wert des Abiturs vermindert, denn 49% Abiturquote im Jahr 2010 gegenüber 22% im Jahr 1980 bedeutet ja nicht, dass die Kinder doppelt so klug geworden sind, sondern dass man entweder die Anforderungen heruntergesetzt hat oder die Kinder aufs Lernen dressiert (unter Vernachlässigung anderer, z.B. sozialer oder kreativer Fähigkeiten) oder beides.
Alles gut im Sinne einer Zinswirtschaft, die lediglich ihre Profitmaximierung als Priorität anerkennt.
Und wenn dann einer dieser „Selbstoptimierten“ unter dem selbst auferlegtem Anspruchsdruck zusammenbricht, was soll’s, dann wird er ins soziale Netz abschoben, belastet somit die Bilanz der Allgemeinheit und ist für das Unternehmen kein Kostenfaktor mehr.
Derart gescheiterte Existenzen sind nicht einfach nur frustriert, weil sie i-welche Ziele nicht erreicht haben.
Sie haben die Aufforderung, das Beste aus sich und den ihnen mitgegebenen Talenten zu machen, derart verinnerlicht, dass mit dem Scheitern an dieser Aufgabe wahrhaftig eine Welt zusammenbricht.
Zu spüren, dass man Talente in sich trägt, und gleichzeitig zu wissen, dass man sie nicht in vollem Maße verwirklichen wird können, bedeutet, dass man vor allen Institutionen, die einem vertraut haben - Vorgesetzte, Ehepartner, Kinder, Gott – versagt hat.
Und die gerechte, angekündigte Strafe ist das Ausgestoßen-Werden, in die Finsternis, wo Heulen ist und Zähneklappern.
Man ist es nicht mehr wert, dass man von irgendeinem Menschen angenommen wird. Wie auch? Sich selber, dem man doch am ehesten vertrauen können sollte, hat man enttäuscht.
Hier endet der Burnout in einer Depression, einer „Niederung“, einem „Niederdrücken“ aller Gefühle, da diese zu schmerzhaft sind, um sie erleben zu können.
Wie kann man dieser Falle entkommen, wenn nicht einmal die (christliche) Religion einen Weg bietet außer noch mehr Anstrengen und Strafe und Belohnung?
Das Gleichnis der anvertrauten Talente gibt es in weniger bekannter Form auch bei Lukas:
Ein Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die Königswürde zu erlangen und dann zurückzukehren.
Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie Geld im Wert von zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme.
Da ihn aber die Einwohner seines Landes hassten, schickten sie eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann unser König wird.
Dennoch wurde er als König eingesetzt.
Nach seiner Rückkehr ließ er die Diener, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen.
Er wollte sehen, welchen Gewinn jeder bei seinen Geschäften erzielt hatte.
Der erste kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine zehn Minen erwirtschaftet.
Da sagte der König zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden.
Der zweite kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine fünf Minen erwirtschaftet. Zu ihm sagte der König: Du sollst über fünf Städte herrschen.
Nun kam ein anderer und sagte: Herr, hier hast du dein Geld zurück. Ich habe es in ein Tuch eingebunden und aufbewahrt; denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist: Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.
Der König antwortete: Aufgrund deiner eigenen Worte spreche ich dir das Urteil.
Du bist ein schlechter Diener.
Du hast gewusst, dass ich ein strenger Mann bin?
Dass ich abhebe, was ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe?
Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht?
Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können.
Und zu den anderen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm das Geld weg, und gebt es dem, der die zehn Minen hat.
Sie sagten zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn.
(Da erwiderte er:) Ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde – bringt sie her, und macht sie vor meinen Augen nieder!
Klingt im ersten Moment nicht sehr hilfreich.
Dieser König ist noch ungerechter als der Herr im anderen Gleichnis.
Überhaupt – wieso sollte Gott wollen, das Geld zur Bank zu bringen, um Zinsen zu kassieren, wo Jesus doch die ganze Zeit gegen Geldwechsler und Wucherer und Zinsnehmer redet?
Dass mit diesem „König“ oder „Herrn“ Gott oder Jesus gemeint ist, passt zwar gut in eine kapitalistisch-marktwirtschaftliche Weltordnung – aber war oder ist das eine Weltordnung, die dem Menschen, dem Einzelnen hilft?
Gehorsame Unterwerfung unter die Ziele des „Königs“ war das Verhalten der belobigten Knechte – wer dem System dient, für den wird gesorgt, und wer ihm am meisten Gewinn einbringt, wird auch am besten umsorgt.
(Winterkorn und Kohorten lassen grüßen).
Der letzte Knecht aber will dieses Spiel nicht mitmachen.
Er verweigert sich dem Geldgeklüngel und lebt sein Leben ohne den Gedanken an Kapitalvermehrung.
Er verweigert sich dem System sogar derart, dass er das Geld lieber vergräbt, anstatt es zinsbringend den Finanzinstituten zu überlassen.
Die „Strafe“ (man überdenke mal die Parallelität zu heutigen „Negativzinsen“) besteht darin, dass er aus dem Kapitaltransfersystem völlig ausgeschlossen wird.
Hatte er vorher noch Angst vor dem ungerechten Herrn, der „abhebt, was er nicht eingezahlt hat, und erntet, was er nicht gesät hat“, so braucht er diese Angst jetzt nicht mehr zu haben – denn er hat nichts mehr, was ihm genommen werden kann.
So gesehen ist er jetzt wirklich frei - der wahre Held dieser Gleichnisse, und der Preis dafür wird nicht verschwiegen.
"Armut" muss dann hier nicht das Fehlen von Besitztümern bedeuten.
Frei machen kann schon der Verzicht sein, aus allem immer mehr machen zu wollen.
An jeder Stelle das Optimum oder Maximale herauszuholen oder immer und überall perfekt zu sein.
Eine Liebespuppe, in ihrer lediglich optischen Perfektion (und die sich nichts darauf einbildet), die selber nichts fordert, die keinen „Nutzwert“ wie ein Auto oder Kühlschrank oder ähnliches hat, die keine zwingenden Folgekosten wie Strom oder Benzin verlangt, mit der man nicht repräsentieren kann, die einfach nur da ist – für einen selber und wegen einem selber, sie kann einem Burnout-Betroffenem in seiner an Reizen und Geld ärmer gewordenen Welt zeigen, dass – obwohl er sich selber nicht mehr vertraut - da etwas ist (und sei es „nur“ ein unbelebtes Objekt), welches ihm (an-)vertraut (ist).
Dann mag er erkennen, dass seine Unfähigkeit, alle in ihm steckenden Talente in diesem einen Leben optimal zu verwerten, keine „Sünde“ darstellt, sondern im Gegenteil eine Chance ist, wählen zu können unter den Möglichkeiten, die wirklich von Bedeutung sind, und endlich er selber zu sein.
Nachdenkenswert:
http://www.emk-langenthal.ch/uploads/media/…ichard_Rohr.pdf